Abschiedsvorlesung
Pastoraltheologie als Palliativtheologie
Zur Abschiedsvorlesung des Pastoraltheologen Erich Garhammer waren viele Gäste in die Neubaukirche gekommen – darunter prominente Schriftsteller und ein ehemaliger Kultusminister.
Gut gefüllt war die Neubaukirche bei der Abschiedsvorlesung von Professor Erich Garhammer am 24. Mai. Garhammer hatte seit 2000 den Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der Universität Würzburg inne gehabt. Zu seinem Abschied waren Kolleginnen und Kollegen aus nah und fern sowie Gäste aus verschiedenen Bereichen der Kultur gekommen, etwa der ehemalige bayerische Kultusminister und Romano-Guardini-Lehrstuhlinhaber Hans Maier sowie die Literaten Reiner Kunze, Sibylle Lewitscharoff und Arno Geiger. Drei Generationen der Gegenwartsliteratur waren damit vertreten. Natürlich fehlten nicht die eigene Fakultät und ihre Studierenden.
Pastoraltheologie als Palliativtheologie
Zur Abschiedsvorlesung des Pastoraltheologen Erich Garhammer waren viele Gäste in die Neubaukirche gekommen – darunter prominente Schriftsteller und ein ehemaliger Kultusminister.
Gut gefüllt war die Neubaukirche bei der Abschiedsvorlesung von Professor Erich Garhammer am 24. Mai. Garhammer hatte seit 2000 den Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der Universität Würzburg inne gehabt. Zu seinem Abschied waren Kolleginnen und Kollegen aus nah und fern sowie Gäste aus verschiedenen Bereichen der Kultur gekommen, etwa der ehemalige bayerische Kultusminister und Romano-Guardini-Lehrstuhlinhaber Hans Maier sowie die Literaten Reiner Kunze, Sibylle Lewitscharoff und Arno Geiger. Drei Generationen der Gegenwartsliteratur waren damit vertreten. Natürlich fehlten nicht die eigene Fakultät und ihre Studierenden.
Konflikt mit Rom
In seiner Abschiedsvorlesung „Wer nichts erzählen kann, hat auch nichts zu sagen“ legte Garhammer die biografischen Spuren seiner Theologie dar. Offen sprach er den Konflikt mit Rom und die Verweigerung des „Nihil obstat“ an, als er den Ruf auf den Lehrstuhl für Pastoraltheologie in Paderborn bekam. Dieser Konflikt habe ihn dazu bewogen, sich ein neues Feld für seine Theologie zu erschließen, das Gespräch mit der Gegenwartsliteratur. Damit konnte er seine beiden Fächer Theologie und Germanistik miteinander verknüpfen. Daraus erwuchsen viele Projekte nach seiner Berufung nach Würzburg, etwa der Forschungskongress „Theologie und Literatur“ im Jahre 2004 – zwanzig Jahre nach dem ersten Kongress dieser Art veranstaltet von Walter Jens, Hans Küng und Karl-Josef Kuschel – oder die Kuratierung des LIT.festes der Deutschen Bischofskonferenz im Jahre 2015 in München.
Literatur als Banalisierungsprophylaxe
Den Zugewinn der Beschäftigung mit Literatur sieht Garhammer ganz in der Traditionslinie von Romano Guardini: Verhinderung der Selbstmarginalisierung von Theologie und Kirche, Zuwachs von Sprachsensibilität und kommunikativer Kompetenz sowie Banalisierungsprophylaxe. Dass das mit Literatur möglich ist, zeigte Garhammer an den drei Beispielen von Reiner Kunze, Sibylle Lewitscharoff und Arno Geiger, die er in der Tradition des „sermo humilis“ auslegte. Theologie könne hier in die Sprachschule gehen und so der Sprachschlamperei und der Produktion von Klischees und Trivialitäten wehren.
Im dritten Teil entwarf Garhammer zum Erstaunen aller einen Neuansatz für die Pastoraltheologie: Diese müsse sich verstehen als „palliative Heimat“ für die Sehnsüchte der Menschen. Pastoraltheologie als Palliativtheologie sei die „metanoetische Chance von Theologie“ insgesamt: Man könne hier epistemische Demut lernen, so der Theologe.
Keine frommen Wünsche zum Abschied
Die Resonanzen auf die Vorlesung spiegelten die Intentionen des theologischen Ansatzes von Garhammer: Fachschaftssprecherin Johanna Jäger schilderte den akademischen Lehrer Erich Garhammer in unterschiedlichen Facetten und mit rhetorischer Brillanz, der akademische Schüler Juniorprofessor Bernhard Spielberg (Universität Freiburg) würdigte die Lebens- und Lehrkunst von Garhammer und schloss: „Du brauchst keine frommen Wünsche oder guten Ratschläge für die Zeit, die kommt. Du verstehst Dich auf die Kunst der Reise mit leichtem Gepäck. Das genügt.“ Reiner Kunze trug den Text „Orgelkonzert (Toccata und Fuge)“ aus dem Band „Die wunderbaren Jahre“ vor. Dieser Text beschreibt den Denkfreiraum der Orgelkonzerte in der ehemaligen DDR und endet damit, dass alle Orgeln des Landes plötzlich zu spielen beginnen und alle Lügen hinwegfegen müssten – „unter wessen Dach auch immer, hinwegdröhnen all den Terror im Geiste“. Damit bekräftigte er ein Anliegen seines theologischen Freundes Erich Garhammer. Stefan Baier, Rektor der kirchlichen Muisikhochschule in Regensburg, respondierte virtuos auf der Schucke-Orgel der Neubaukirche.
Wunsch nach einer Poetikdozentur
Am Abend schloss sich ein „Abend der Poesie“ im Bildungshaus Himmelspforten an, bei dem die drei Literaten Reiner Kunze, Sibylle Lewitscharoff und Arno Geiger aus ihrem Werk lasen. Garhammer begrüßte seine Gäste mit den Worten: „Was waren das für Zeiten, als die Universität Würzburg sich noch eine Poetikdozentur leistete. Ein Inhaber dieser Dozentur war im Jahre 1989 der Schriftsteller Reiner Kunze. Daraus ist sein Band ´Das weiße Gedicht´ entstanden, ein Klassiker unter den Poetikvorlesungen der jüngeren Literaturgeschichte.“ Und an den anwesenden Bischof gewendet: „Lieber Bischof Hofmann, vielleicht kann hier künftig die Diözese Würzburg einspringen mit ihren schönsten Häusern in Himmelspforten und dem Burkardushaus: Das wären doch schöne Orte für eine Poetikdozentur“.